In einem bundesweit einmaligen Pilotprojekt testen die rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinden Lauterecken-Wolfstein und Otterbach-Otterberg, wie sie als Kommunen Crowdfunding nutzen können. Seit Januar 2022 begleiten wir das Pilotprojekt wissenschaftlich.

Im Pilotprojekt wird untersucht, wie durch Crowdfunding lokale Projekt finanziert und das Engagement der Bürgerinnen und Bürger für ihre Kommune gestärkt werden kann. Der Fokus liegt auf dem sogenannten Donation-based (spendenbasierten) und Reward-based Crowdfunding, bei dem die Unterstützerinnen und Unterstützer eine Spendenbescheinigung oder ein kleines Geschenk als Dankeschön für ihre Unterstützung erhalten.

Foto: VG Lauterecken-Wolfstein

Im Unterschied zu den bestehenden Crowdfunding-Aktivitäten von Kommunen und kommunalen Unternehmen sind im Pilotprojekt die beiden Verbandsgemeinden selbst die Initiatorinnen der Crowdfunding-Vorhaben. So sammelte die Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein Geld für einen Königsthron und eine königliche Tafel auf dem Gipfelpunkt ihres Hausbergs, dem Königsberg. Die Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg warb um Unterstützung für Solarkühlschränke an Aussichtspunkten auf dem Gemeindegebiet. Die Rolle der Kommunen als Projektinitiatorinnen bringt verschiedene rechtliche und verwaltungspraktische Fragen und Herausforderungen mit sich, beispielsweise hinsichtlich der Annahme der Spenden, die im Pilotprojekt ebenfalls betrachtet werden.

Die wissenschaftliche Begleitung umfasst, neben der Einordung des Pilotprojekts in die (wissenschaftliche) Fachdiskussion, Bürger-Befragungen und Experteninterviews in den beiden Verbandsgemeinden. Die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt sollen anderen Städten und Gemeinden als Handlungsanregungen zur Verfügung gestellt werden.

Die Verbandsgemeinden werden seit 2019 durch die Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz e.V. und das Gründungsbüro der Technischen Universität/Hochschule Kaiserslautern bei der Durchführung unterstützt.

Crowdfunding ist eine innovative Methode, mit der über eine digitale Plattform Geld für Ideen, Vorhaben oder Projekte gesammelt werden kann, um diese zu verwirklichen. Als hybrides Phänomen, mit digitalen und analogen Sphären, knüpft es an das tägliche Lebensumfeld der Bürgerinnen und Bürger an und ermöglicht diesen ihre Gemeinde mitzugestalten. Bereits in zahlreichen Städten und Gemeinden nutzen Vereine und andere zivilgesellschaftliche Gruppen Crowdfunding, auch Kommunalverwaltungen sind aktiv. Beispielsweise bündelt die Stadt München in einem Portal Angebote und Veranstaltungen zum Thema Crowdfunding in München. Oder kommunale Unternehmen betreiben selbst eine Crowdfunding-Plattform als Angebot für zivilgesellschaftliche Organisationen vor Ort, wie beispielweise die Stadtwerke Speyer mit der SpeyerCrowd. In Deutschland wird in diesem Kontext oft von Kommunalem Crowdfunding, oder, wie in der internationalen Fachdiskussion, von Civic Crowdfunding gesprochen.

Fragen zum Pilotprojekt und der wissenschaftlichen Begleitung beantworten sehr gerne:

Simon Sterbenk (WITI-Projekt): sterbenk@uni-speyer.de, Tel. 06232 / 654-396

Volker Klemm (Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz e.V.): Klemm@ea-rlp.de, Tel. 06131 / 490 82-41